Projekte

Wandgestaltung in den Horst-Schmidt-Kliniken (HSK) (2003)

 



HSK-Team vor Ort, Inspizierung des 90m langen Flures, Lagebesprechung

 

Die besondere spannende Anforderung dieses Projektes, zu dessen Konzeptualisierung und Realisierung die Wiesbadener Freie Kunstschule beauftragt wurde, besteht in der Humanisierung eines Arbeitsbereiches für Hunderte von Angestellten der HSK. Der momentane ästhetische und bauliche Zustand des ca. 90 m langen Bettenflures ist unhaltbar und sollte im Dienste eines angenehmen Arbeitsklimas aufgewertet werden: Die Wände sind durch Unachtsamkeit ramponiert, die schlechte Beleuchtung stigmatisiert den Flur zu einer dunklen Vorhölle. Angestellte, die täglich mit diesem Grauen konfrontiert sind, gewöhnen sich und stumpfen innerlich ab, sie verarmen emotional und geistig.

 


 

 

Der erste wichtige Schritt zur Initialisierung des verlebendigenden Gegengiftes besteht in der durchdachten Auswahl der Farbgebung. Wir planen die Entwicklung einer grundsätzlich freundlichen und hellen Farberscheinung. Unserer Ansicht nach wird das gelbe Farbspektrum zu einer verhaltenen Verlebendigung des Grundfarbeindrucks führen. Gelb lässt das Gemüt erstrahlen, es ist zugleich anregend und fördert die mentale „Verdauung“ der Arbeitsanforderungen vor Ort. Gelb verwandelt den Gewölbecharakter des Flures in einen befreiten, offenen Arbeitsbereich, in dem ein Aufenthalt Freude bereitet. In Verbindung mit Tageslicht (aus Tageslichtleuchten, die längs zu den Wänden lückenlos angeordnet werden sollen) verschwindet die bedrückende Kerkerwirkung, man denkt, man arbeite im Freien.

Variationen von Farbtönen (überwiegend Gelbtöne) sollen die Wahrnehmung dezent und unterschwellig anregen und herausfordern. Ähnliche Helligkeiten in Überzahl, die die Wahrnehmung sensibel berühren, und gelegentliche stärkere Kontraste (z.B. Helldunkel- und Komplementärkontraste) sollen ein Wechselspiel zwischen anregenden und beruhigenden Wirkungen ermöglichen. Somit wird eine Überreizung der Wahrnehmung, aber auch eine plumpe Gestaltung verhindert.

Zum Prototyp der Formentwicklung wurde die Vogelfigur erkoren. Dabei soll kein konkreter Vogel gezeigt werden, sondern eine vogelähnliche Assoziationsform zum Einsatz kommen, die die Assoziationskraft des Betrachters aktiviert. Diese Vogelform wird als Baustein weiterer komplexer Formgebilde und Kompositionsideen verwendet, die abschnittsweise an den Wänden aufgetragen werden.

Der Gesamteindruck der Flurgestaltung wird folgendermaßen zu beschreiben sein: Die Wahl des gelben Farbtonbereichs wird zu einem einheitlichen, ganzheitlichen Eindruck des Flures beitragen, dieser wird dadurch als Gesamtkunstwerk erfahrbar. Das Gefühl der Einheitlichkeit verhindert eine visuelle Zerstückelung und damit eine konzeptlose Unruhe.

Die einzelnen Formen, die dosiert in überschaubarer Anzahl auf die Hintergrundgestaltung platziert werden, entfalten Phantasie anregende Kräfte, die sich aufgrund ihrer assoziativen Unausschöpflichkeit nicht verbrauchen werden, so dass immer wieder neue Motive, Gedanken, Gefühle im Betrachter aufkeimen können. Der Frust des Immergleichen, der sich bei zu klaren Motiven einstellt, entfällt hier völlig.

Mitwirkende an dem Projekt sind:

Siegfried Kiontke (Katzenelnbogen)
Rossi Trauth (Marburg)
Sandra Egert (Glashütten)
Marion Haas (Eltville)
Marlen Labus (Hünfelden bei Limburg)
Mechthild Woestmann (Idstein)
Michael Becker (Wiesbaden)

Die Erarbeitung des Modells beinhaltete die Anfertigung etlicher Vorstudien. Über drei Monate hinweg bildeten sich intensive Arbeitsgruppen, die in gemeinsamer Kooperation Ideen über Ideen herantrugen und ausarbeiteten.

Die gemeinsame Arbeit an diesem interessanten Projekt hat große Freude bereitet

Michael Becker / Schulleitung

 

 

 

 

 

 

 

Wolfgang Becker